Mustafa Jannan ist Gymnasiallehrer und Experte in den Bereichen Mobbing und Gewaltprävention. Er ist Buchautor und Seminarleiter, und die von ihm entwickelten Handlungsstrategien bei Mobbing-Problemen werden bereits an vielen Schulen mit gutem Erfolg eingesetzt.
Aus seiner Feder erfahren betroffene Eltern und andere Interessierte hier in aller Kürze Wesentliches über Mobbing. Es geht zunächst darum, wie sich Mobbing von anderen Konflikten im Schulalltag unterscheidet. Die von Tätern beim Mobbing am häufigsten benutzten Strategien sind verbale Gewalt und Ablehnung. Obwohl diese Übergriffe verheerende Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung der Mobbingopfer haben, können sie kein erhebliches öffentliches Interesse für sich beanspruchen. Daher machen sich die Opfer in der Regel wenig Hoffnungen, dass ihr Leiden ernst genommen wird.
Der Autor umreißt die Ursachen des Mobbings. Er charakterisiert den schulischen Nährboden für diese Form von Gewalt als eine reizlose, durch Leistungsdruck, Langeweile und strenge Hierarchien geprägte Umgebung, in der Opfer keine Ausweichmöglichkeiten haben. Es fehlt an Aufsicht und konsequenter Positionierung der Lehrkräfte. Jannan präsentiert statistische Daten zur Häufigkeit von Mobbing an den verschiedenen Schulformen, in den einzelnen Klassenstufen und zum Täter- und Opferrisiko.
Weiterhin erfahren Eltern, woran sie erkennen können, ob ihr Kind gemobbt wird. Mobbingopfer haben Angst vor der Schule, sind zu Hause launisch oder aggressiv, haben außerschulisch keinen Kontakt mit Klassenkameraden, sind verschlossen und unsicher. Sie zeigen häufig körperliche Beschwerden und einen Abfall der schulischen Leistungen.
Eltern gemobbter Kinder tun gut daran, eine Reihe ebenso hilfloser wie unnützer Ratschläge zu vermeiden. Die Lage des Kindes verbessert sich weder, wenn es versucht, sich zu wehren, noch, wenn es sich noch kleiner und unauffälliger macht, als es wahrscheinlich ohnehin schon ist. Auch das Lehrergespräch sollten Eltern nicht ihren Kindern aufbürden. Wichtig ist, Kinder ohne Schuldzuweisungen und Verhöre vorbehaltlos zu unterstützen und ihr Selbstbewusstsein aufzubauen, idealerweise auch durch externe Beratung, Kontakt mit anderen Betroffenen, etwa in Internetforen, und Hinzuziehen therapeutischer Hilfe.
Jannan listet eine Reihe kontraproduktiver Strategien im Umgang mit Mobbing auf. Eltern sollten weder mit dem Täter noch mit dessen Eltern sprechen und von Anzeigen und überstürzten Schulwechseln zunächst absehen. Die Mobbing-Vorkommnisse sollten dokumentiert und das Gespräch mit dem Lehrer durch die Eltern nachdrücklich gesucht werden. Im Umgang mit der Schule ist es ratsam, die schulische Hierarchie zu beachten. Hartnäckigkeit und Konsequenz sind ebenso nötig wie gleichbleibende Sachlichkeit.
Mobbing kann nur in der Schule und durch die Schule wirklich beigelegt werden. Intervention und Prävention sollten von den Eltern angeregt, ja sogar eingefordert werden.