Lehrmethoden und Lernmethoden im Dualen System
Die betrieblichen Ausbildungsmethoden zeichnen sich heute zum überwiegenden Teil noch dadurch aus, dass sie dem sogenannten Vier-Stufen-Modell folgen.
Gemeint ist damit, dass eine Vermittlung von Kenntnissen vom Ausbilder an den Auszubildenden der Systematik des Vorbereiten-Vormachen-Nachmachen-Üben entspricht. Ein Vorteil dieser Methode ist ohne Zweifel das hohe Maß an fachlichen Inhalten, die auf diesem Wege vermittelt werden können. Das, dem Ausbilder eigene Wissen, dass auf diese Art weiter gegeben wird, kann oft fachlich-qualitativ sehr hoch anzusiedelnde Komponenten beinhalten. Ein wesentlicher Nachteil dieses Vorgehens ist allerdings, dass der Auszubildende in eine Rolle gedrängt wird, die von Passivität und dem Fehlen an Eigeninitiative gekennzeichnet ist. Das heißt, dass die Auszubildenden sehr viel weniger darin geschult werden, selbständig und eigenverantwortlich zu handeln, als dies wünschenswert wäre. Wünschenswert deshalb, da es in der heutigen Situation in zum Beispiel Industriebetrieben in zunehmendem Maße so ist, dass der Mensch immer mehr aus dem eigentlichen Produktionsprozess herausgezogen wird, da diese Arbeiten immer öfter von Maschinen übernommen werden. Das heißt, der Mensch übernimmt immer mehr Planungs-, Vorbereitungs-oder Überwachungsfunktionen. Daraus folgt, dass es immer mehr darauf ankommt, neben der fachlichen Kompetenz, die natürlich nach wie vor grundlegend ist, auch andere Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Methoden-, Handlungs-und Sozialkompetenz, in der Berufsausbildung zu schulen und zu fördern. Dies ist nur möglich durch die unmittelbare und damit aktive Einbeziehung des Auszubildenden in den Ausbildungsprozess. Der Auszubildende sollte aus der Rolle des „Ausbildungskonsumenten“ heraus in die Rolle des, wenn man so will, „Ausbildungsmitgestalters“ wechseln.
Die Situation in Großbetrieben ist in diesem Zusammenhang eine weitaus günstigere als in kleinen oder mittleren Unternehmen. Ganz einfach, weil in Großunternehmen oft die größeren Ressourcen für die Ausbildung (Lehrwerkstätten o.ä.) vorhanden sind. In kleineren Betrieben, die häufig einfach darauf angewiesen sind, dass die Auszubildenden aktiv am Produktionsprozess eingebunden werden, gibt es oft gar nicht die Möglichkeiten (zeitlich wie räumlich) eine solche, qualitativ hochwertige, Ausbildung durchzuführen. Allerdings ist es in kleineren Betrieben oft auch so, dass Auszubildende selbständig arbeiten müssen, was wiederum in der Folge als durchaus positiv eingeschätzt werden kann, da somit einige der oben angesprochenen Kompetenzen gefördert werden.
Wie wohl zu sehen ist, lässt sich schlecht einschätzen, welche Ausbildungssituation (Groß-oder Kleinbetrieb) die günstigere ist. Beide Modelle haben ihre Vor-und Nachteile, und es sich somit keine „Rangliste“ im Sinne von Besser zu Schlechter erstellen lässt.
In den Berufsschulen stellt sich das Problem im Grunde häufig analog dar. Weitgehend dominiert der Frontalunterricht. Erstrebenswert, und wohl auch schon immer öfter angewendet, sind Unterrichtsformen, die aktivitätsfördernd und handlungsorientiert sind. Zum Beispiel Projektarbeiten, Planspiele, Fallstudien, Experimente usw.. Ausschlaggebend ist auch hier wieder die Idee, den Auszubildenden in den Mittelpunkt des Lehrprozesses und Lernprozesses zu stellen, und nicht den Ausbilder. Das heißt, dass auch hier wieder Bestrebungen zu erkennen sind, nicht nur fachlich-formale Bildungsinhalte zu vermitteln, sondern auch Kompetenzen, die zum selbständigen und kreativen Arbeiten notwendig sind. Insbesondere der Problemlösungskompetenz, als Fähigkeit zur selbständigen Informationsbeschaffung und -auswertung, wird Bedeutung beigemessen. Deutlich zu erkennen ist auch hier die Tendenz, von der nur fachlichen Ausbildung weg, hin zu einer möglichst ganzheitlich angelegten Schulung des Individuums.