Motiv
Zunächst ist zu sagen, dass es viele unterschiedliche Motive für Mobbing gibt und erst das Zusammenspielen mehrerer Gründe zur Eskalation führen. Somit kann nicht eindeutig geklärt werden, was letztlich ausschlaggebend war, dass die Kollegen und Kolleginnen Frau C. mit Beleidigungen und Kritik begegnen.
Doch wahrscheinlich spielt der Gedanke eine große Rolle, dass sie eine Konkurrentin darstellt. Dies würde auch einer Umfrage entsprechen, bei der die 25 – 34 Jährigen den Konkurrenzgedanken als häufigsten Mobbinggrund (62,8 %) angeben.
Als ich mich in meinem Bekanntenkreis bzgl. Teilzeitkräften (Frau C. ist Teilzeitkraft) ein wenig umhörte, stellte ich fest, dass die meisten Vollzeitbeschäftigten ein negatives Bild von diesen haben. Sätze wie Die tun ja eh nix oder die kommen nur zum Kaffeetrinken in die Arbeit waren leider keine Seltenheit. Dies könnte also auch ein Auslöser gewesen sein.
Zudem ist sie erst seit kurzem im Finanzamt O. und tritt in eine bereits bestehende, wahrscheinlich schon befreundete Arbeitsgruppe ein. Das Stammpersonal bildet eine eingeschworene Gemeinschaft und kann mit der Neuen nicht viel anfangen, da sie andere Werte, Standpunkte und Sichtweisen vertritt und somit als Außenseiterin behandelt wird. Laut Christa Kolodej entspräche dies auch einer Umfrage, wonach die Täter als Auslöser für ihre Angriffe die Persönlichkeit der Gemobbten, wie eben deren Werte und Standpunkte nennen. Somit erscheint dieses Motiv als am wahrscheinlichsten.
In der heutigen Zeit werden sehr hohe Ansprüche an die Erwerbstätigen gestellt. Zeit- und Termindruck, hohe Ansprüche, große Verantwortung, erhöhter Arbeitsanfall und technischer Fortschritt sind nur wenige Faktoren, welche Stress und Leistungsdruck bei den Beschäftigten auslösen können. Oft entsteht aus diesen Faktoren ein Konflikt, der, wenn er nicht entschärft wird, die Grundlage für Mobbing sein kann.
Ich möchte an dieser Stelle hervorheben, dass ich es erschreckend finde, dass derzeit in Deutschland 2,7 % von Mobbing betroffen sind und fast jeder Zehnte im Laufe seines Lebens schon einmal davon betroffen war.
Es gibt keinen mobbingfreien Bereich, jeden kann es treffen.
„Gott sei Dank gibt es in meinem Bekannten- und Freundeskreis (bis jetzt) noch keinen derartigen Vorfall, doch sollte es einmal soweit kommen, werde ich versuchen, soweit wie möglich Hilfe zu leisten und dem Betroffenen beiseite zu stehen und solch schwerwiegende und erschreckende Folgen wie Kündigung oder gar Selbstmord (in extremen Fällen) zu verhindern, denn – wie gesagt – es kann jeden treffen, auch mich.“