Phase 3: Der Fall wird offiziell, arbeitsrechtliche Sanktionen
In diesem Stadium ist ein Eingreifen von Seiten des Betriebsrates, der Personalabteilung, Geschäftsleitung oder anderen Verantwortlichen unumgänglich. Das Opfer hat in diesem fortgeschrittenen Abschnitt beinahe keine Möglichkeit mehr, sich ohne fremde Hilfe zur Wehr zu setzen, liegt die Schuld doch gänzlich beim Gemobbten. So jedenfalls versuchen sich die Täter aus der Affäre zu ziehen. Die betroffene Person reagiert häufig mit Fehlzeiten und psychosomatischen Beschwerden; die Vorgesetzten mit Versetzungen, Kündigungen und Abmahnungen, um damit das Problem zu lösen.
Doch diese Maßnahmen führen meist zu keiner Beseitigung des Konflikts, denn mit einer Versetzung ist der Fall nicht aus der Welt geschafft, da die neuen Kollegen längst durch Gerüchte bzw. Unwahrheiten über den neuen Mitarbeiter Bescheid wissen. Und die anderen davon zu überzeugen, dass diese Verleumdungen nicht der Wahrheit entsprechen, ist nahezu unmöglich, da sich jeder bereits sein eigenes Bild vom Opfer gemacht hat, welches sich so schnell nicht mehr ändem lässt.
Phase 4: Ärztliche und psychologische Fehldiagnosen
Am Ende der dritten Phase hat das Opfer bereits massive Attacken über sich ergehen lassen müssen. Doch meist kann es nicht auf professionelle und qualifizierte Hilfe oder Unterstützung von Ärzten bzw. Psychiatern hoffen, denn es werden häufig falsche Diagnosen gestellt. Leymann begründet dies damit, dass häufig die Vertreter gerade dieser Berufe den sozialen Hintergrund des Psychoterrors konzeptionell nicht erfassen, was wiederum die Ursache dafür ist, dass Opfer Fehldiagnosen erhalten oder ihnen sie kränkende Persönlichkeitsbefunde angehängt werden.
Deshalb sind erfahrene und qualifizierte Experten von Nöten, die dem Opfer beratend und helfend zur Seite stehen können. Doch ausgebildete Fachleute sind rar, denn wer hier wirklich helfen möchte, muss sich mit der Opferpsychologie nach Katastrophen auskennen. Das kommt im normalen Lehrplan nicht vor.
Diese Fehldiagnosen gehen soweit, dass traumatische Erlebnisse aus der Kindheit oder ähnliche Vorkommnisse als Grund der schlechten psychischen Verfassung aufgeführt werden.
Würde der Gemobbte mit solchen Feststellungen konfrontiert werden, wäre dies sicher mehr schädlich als hilfreich. Denn das Opfer, das mittlerweile am Ende seiner Kräfte angelangt ist, benötigt für seine Regeneration hingegen eine Therapie, die darauf abzielt, ihn wieder aufzurichten, neuen Lebensmut und -willen zu geben und den Schutz vor weiteren und neuen Angriffen zu gewährleisten.