Praktikum erfolgreich meistern: Tipps für Auswahl, Bewerbung und rechtliche Grundlagen

Praktikum: darum sollte sich jeder ausprobieren

Ein Praktikum ist eine wertvolle Gelegenheit, berufliche Interessen zu entdecken und praktische Erfahrungen zu sammeln. Laut einer Studie der Universität Bremen absolvieren rund 80 % der Studierenden mindestens ein Praktikum während ihres Studiums. Wie lässt sich jedoch der passende Platz dafür finden und was muss ich mitbringen? Einige Antworten darauf liefert dieser Artikel.

Wo will ich hin?

Eine klare Vision für das Praktikum ist der erste Schritt zum Erfolg. Wer seine Interessen und Ziele kennt, kann gezielt nach Unternehmen und Branchen suchen, die dazu passen. Recherchen beginnen oft online: Karriereseiten, Branchenverzeichnisse oder Plattformen wie LinkedIn liefern nützliche Informationen. Wer Interesse an kreativen Berufen hat, findet in kleinen Agenturen oft vielfältige Aufgaben. Technikaffine Praktikanten profitieren hingegen von Einblicken in größere Unternehmen mit spezialisierten Abteilungen. Das Abgleichen der eigenen Fähigkeiten mit den Anforderungen der Branche hilft, das richtige Unternehmen auszuwählen.

Maßgeschneiderte Bewerbungen erstellen

Bewerbungen hinterlassen einen bleibenden Eindruck, wenn sie individuell auf das Unternehmen zugeschnitten sind. Dazu sollte das Anschreiben zeigen, wie die eigenen Stärken auf die spezifischen Anforderungen der Praktikumsstelle passen. Klare Ziele erleichtern es, den Fokus während des Praktikums zu behalten. Wer beispielsweise seine Kommunikationsfähigkeiten stärken möchte, kann gezielt Aufgaben anstreben, die Präsentationen oder Kundengespräche beinhalten. Auch für das Praktikumszeugnis spielt dies eine Rolle. Vorlagen / Muster für Praktikumszeugnisse bieten wertvolle Einblicke, welche Kompetenzen Unternehmen besonders schätzen. Diese Informationen können helfen, die Bewerbung so zu gestalten, dass sie die gewünschten Fähigkeiten betont.

Gesetzliche Regelungen: Das müssen Praktikanten wissen

Praktika unterliegen in Deutschland klaren gesetzlichen Regelungen, die Praktikanten schützen und Rechte sowie Pflichten definieren. Diese Vorschriften sind vor allem im Arbeitsrecht, Berufsbildungsgesetz (BBiG) und in der Mindestlohngesetzgebung verankert. Die Art des Praktikums – ob Pflichtpraktikum, Orientierungspraktikum oder freiwilliges Praktikum – beeinflusst, welche Rechte und Pflichten gelten. Praktikanten sollten diese Unterschiede kennen, um ihre Ansprüche geltend machen zu können.

Mindestlohn und Ausnahmen

Seit 2015 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn. Für Praktikanten besteht eine Ausnahme, wenn das Praktikum weniger als drei Monate dauert oder es sich um ein Pflichtpraktikum im Rahmen von Schule, Ausbildung oder Studium handelt. Bei freiwilligen Praktika ab einer Dauer von drei Monaten steht Praktikanten der aktuelle Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde (Stand 2025) zu. Arbeitgeber dürfen keine Umgehungen durch kurzfristige Beschäftigungen oder unbezahlte Verlängerungen vornehmen.

Rechte im Praktikum

Praktikanten haben Anspruch auf ein Arbeitsumfeld, das Lernen und berufliche Orientierung ermöglicht. Arbeitgeber sind verpflichtet, sie in Aufgaben einzuweisen, die dem Zweck des Praktikums entsprechen. Überstunden oder rein routinemäßige Tätigkeiten wie Kaffeekochen oder Kopieren gehören nicht zu den legitimen Erwartungen. Zudem haben Praktikanten ein Recht auf Pausen und Arbeitszeiten gemäß den Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes. Jugendliche unter 18 Jahren unterliegen zusätzlich dem Jugendarbeitsschutzgesetz, das strengere Regelungen für Arbeitszeiten und Belastung vorsieht.

Zeugnis unbedingt einfordern

Zum Ende eines Praktikums gehört ein Zeugnis, das die geleisteten Tätigkeiten und die erworbenen Fähigkeiten dokumentiert. Praktikanten haben das Recht auf eine entsprechende Bescheinigung, die je nach Art des Praktikums unterschiedlich ausfallen kann. Pflichtpraktikanten können ein qualifiziertes Arbeitszeugnis verlangen, das sowohl Aufgaben als auch Leistungen sowie Verhalten bewertet. Freiwillige Praktikanten haben Anspruch auf ein einfaches Zeugnis, das lediglich die Dauer und die Art der Tätigkeiten beschreibt.

In vielen Fällen bitten Arbeitgeber Praktikanten darum, einen Entwurf für das Zeugnis selbst zu erstellen. Dies ist nicht nur legal, sondern oft auch eine Gelegenheit, die eigene Leistung gezielt hervorzuheben. Dabei ist es wichtig, sachlich und realistisch zu bleiben. Übertriebene Formulierungen oder ungenaue Angaben könnten die Glaubwürdigkeit mindern. Praktikanten sollten sich an bewährten Vorlagen oder Muster orientieren, die den üblichen Aufbau und die Formulierungen eines Zeugnisses widerspiegeln.

Wie viele Praktika sind sinnvoll?

Die Anzahl der Praktika, die als sinnvoll gelten, hängt von individuellen Zielen und der Karriereplanung ab. Statistiken zeigen, dass die meisten Studierenden in Deutschland im Schnitt zwei bis drei Praktika während ihres Studiums absolvieren. Eine Umfrage der Hochschule Osnabrück ergab, dass 72 % der Absolventen, die mindestens zwei Praktika vorweisen konnten, schneller eine Anstellung fanden. Mehr als drei Praktika können jedoch den Eindruck erwecken, dass man sich nicht auf einen Bereich festlegen kann.

Wichtiger als die Anzahl ist die Relevanz der Praktika. Arbeitgeber bevorzugen Bewerber, die gezielt Erfahrungen gesammelt haben, die zu ihrem späteren Berufsziel passen. Ein Praktikum in einer relevanten Branche zeigt Engagement und Zielstrebigkeit. Das Sammeln vielseitiger Erfahrungen kann zwar von Vorteil sein, sollte jedoch klar aufeinander aufbauen. Bewerber sollten in ihrer Bewerbung hervorheben, wie sie die verschiedenen Praktika genutzt haben, um bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln.

Wie Arbeitgeber Praktika bewerten

Potenzielle Arbeitgeber achten darauf, ob die Praktika sinnvoll gewählt wurden und die persönlichen Ziele widerspiegeln. Zu viele unterschiedliche Praktika können als Orientierungslosigkeit interpretiert werden. Wer hingegen zwei oder drei gezielt ausgewählte Praktika absolviert hat, vermittelt ein klares Bild von seinen Interessen und seiner Entwicklung. Arbeitgeber schätzen außerdem, wenn Bewerber aus den Erfahrungen ihrer Praktika gelernt haben.

Die wichtigsten Learnings VOR dem Praktikum

Aufregung, Angst, übereifriges Lernen – das sind nur einige Dinge, die viele angehende Praktikanten zu schaffen machen. Eine der häufigsten Fehleinschätzungen ist die Erwartung, bereits umfassendes Fachwissen mitbringen zu müssen. Arbeitgeber verstehen jedoch, dass Praktikanten oft noch am Anfang ihrer beruflichen Entwicklung stehen.

Realistische Erwartungen statt Perfektionismus

Viele befürchten, im Praktikum sofort komplizierte Aufgaben lösen oder umfangreiche Projekte eigenständig umsetzen zu müssen. Tatsächlich liegt der Fokus meist darauf, grundlegende Abläufe kennenzulernen und durch Anleitung und Unterstützung schrittweise mehr Verantwortung zu übernehmen. Arbeitgeber erwarten Lernbereitschaft, Engagement und eine offene Einstellung – keine Expertenkenntnisse. Diese falsche Annahme führt oft dazu, dass sich Praktikanten schon im Vorfeld unter Druck setzen und ihre Unsicherheiten verstärken.

Häufige Fehler vor dem Praktikum

Ein weiterer häufiger Fehler ist, sich nicht ausreichend über das Unternehmen oder die Branche zu informieren. Ohne ein Grundverständnis für die Tätigkeitsbereiche des Unternehmens fällt es schwer, die Erwartungen während des Praktikums zu erfüllen. Gleichzeitig schadet es, sich zu sehr auf potenzielle Schwächen zu konzentrieren. Perfektionismus führt häufig dazu, dass Praktikanten vorab an sich selbst zweifeln, anstatt ihre Neugierde und Lernbereitschaft zu betonen.

Was wirklich zählt

Das Wichtigste vor dem Praktikum ist eine offene Einstellung und die Bereitschaft, Neues zu lernen. Ein Grundinteresse an der Branche und ein authentisches Auftreten sind entscheidender als vorab angeeignetes Fachwissen. Praktika sind dafür da, Einblicke zu gewinnen und Fähigkeiten erst zu entwickeln. Diese Klarheit hilft, den Druck zu reduzieren und das Praktikum als Chance zu sehen – nicht als Prüfung.

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